HGKZ - Studienbereich Design SBD Artefakte als inkorporierte Gesellschaft ======================================== Blockwoche Nr. 48 / 2003 Christoph MŸller fragte Langdon Winner 1980 in einem Aufsatz, der in der Techniksoziologie inzwischen BerŸhmtheit erlangt hat. Am Beispiel der Konstruktion von BrŸcken in New York zeigte er auf, dass auch in scheinbar technischen Artefakten soziale Ungleichheiten und Machtbeziehungen eingebaut sind. sind nicht nur materielle GegenstŠnde, sondern zugleich auch soziologische Tatsachen. Gesellschaft besteht nicht nur aus Menschen, Gruppen, Staaten, sondern ist auch mit Artefakten ausgestattet. Diese entstehen innerhalb von bestimmten gesellschaftlichen Strukturen, tragen kulturelle Wertvorstellungen mit sich und wirken auf die Gesellschaft zurŸck. Neben ihrer instrumentellen Funktion als haben Artefakte auch eine symbolische Zeichenfunktion: Sie stehen etwa fŸr einen bestimmten sozialen Status und fŸr kulturelle Wertvorstellungen. Artefakte sind nicht beliebig einsetzbare : Sie enthalten implizit oder explizit Nutzungsbestimmungen und Anweisungen zu ihrem Gebrauch. Die Handlungsanleitungen widerspiegeln bestimmte Leitideen, wie mit ihnen umgegangen werden soll. Im vorgegebenen Zweck eines Gegenstandes sind Erwartungen eingebaut - Artefakten sind somit auch Verkšrperungen von gesellschaftlichen Vorstellungen und Normen. Diese Vorstellungen sind jedoch nicht vollstŠndig determiniert. Artefakte werden nicht nur ihrem vorbestimmten Zweck entsprechend eingesetzt. In der Interpretation von Bedeutungen und in der konkreten Anwendung von Artefakten besteht durch eine gewisse Offenheit. Die Zweckbestimmungen kšnnen innerhalb eines gewissen Rahmens transformiert, umgedeutet, umgangen und pervertiert werden. Das Ziel der Arbeitswoche besteht darin, anhand von Beispielen die oft versteckten gesellschaftlichen ZusammenhŠnge von Artefakten aufzudecken: Inkorporierte Normen, und Nutzungsvorgaben sichtbar machen, unterschiedliche Anwendungen von Artefakten aufzeigen (Transformationen und Pervertierungen), und die Grenzen vorbestimmter Handlungsanleitungen ausloten. Im ersten Teil der Woche wird das Thema anhand von klassischen Texten der sozialwissenschaftlichen Technikkforschung aufgearbeitet, im zweiten Teil steht die eigenstŠndige empirische Feldarbeit im Vordergrund. Literatur ========= Bijker, Wiebe E. and John Law, eds. 1992: Shaping Technology / Building Society. Studies in Sociotechnical Change. Cambridge/London: MIT Press. Latour, Bruno 1991: ÒTechnology is society made durableÓ. In A Sociology of Monsters: Essays on Power, Technology and Domination, edited by John Law. London (Routledge): 103-131. Law, John, ed. 1991: A Sociology of Monsters: Essays on Power, Technology and Domination. London: Routeledge. MacKenzie, Donald and Judy Wajcman, eds. 1985: The Social Shaping of Technology. Milton Keynes: Open University Press. MŸller, Christoph and Bernhard Nievergelt 1996: Technikkritik in der Moderne. Opladen: Leske + Budrich. Winner, Langdon 1980: ÒDo Artifacts Have Politics?Ó Daedalus 109: 121-136. Woolgar, Steve 1991: ÒConfiguring the user: the case of usability trialsÓ. In A Sociology of Monsters: Essays on Power, Technology and Domination, edited by John Law. London (Routledge): 57-102. /.